Psyche
Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.
– Immanuel Kant
Pausengestalltung zwischen den Ballwechseln
Nutze die Pausen zwischen den Punkten sinvoll. Bedenke: 75% der Zeit ist „non playing time” – Zeit zwischen den Ballwechseln, 25% der Zeit ist – „playing time” (die wirkliche Spielzeit in der die Spieler die Punkte ausspielen). Viele Matches werden im Kopf gewonnen und entschieden.
Die Phasen zwischen den Ballwechseln:
1a. Reaktionsphase nach einem gewonnenen Punkt:
1b. Phase „Akzeptieren” nach einem verlorenen Punkt:
2. Entspannungsphase
3. Vorbereitungsphase
4. Aktivierungsphase
vereinfacht:
Akzeptieren => Atme tief! (Phase 1.-2.)
Regenerieren => Denke positiv (Phase 2.-3.)
Mobilisieren => bist du bereit? (Phase 3.-4.)
Phase / Zeit | Gedanken/Selbstgespräche | Aktion nach außen | |
1a. | Reaktionsphase |
| zeige positive Emotionen:
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1b. | Akzeptieren |
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2. | Phase der Entspannung |
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3. | Mobilisation 1: Phase zur Vorbereitung | Positiv denken:
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4. | Mobilisation 2: Phase der Aktivierung | Bewegungsablauf des nächsten Schlages sich vorstellen | ,Kampfbereitschaft zeigen dabei persönliches Ritual einsetzen (fester Ablauf bis zum Schlag),
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Die Pausengestalltung zwischen den Spielen - Seitenwechsel
Nutze die Pausen zwischen den Punkten sinvoll. Bedenke: 75% der Zeit ist „non playing time” – Zeit zwischen den Ballwechseln, 25% der Zeit ist – „playing time” (die wirkliche Spielzeit in der die Spieler die Punkte ausspielen). Viele Matches werden im Kopf gewonnen und entschieden.
Die Zeit beim Seitenwechsel ist nicht nur für körperliche Erholung gut, sondern es ist vor allem die Zeit für den Einsatz der mentalen Stärke (Entspannung, Strategie/Taktik Überlegungen und Visualisierung). Man sollte dabei positiv denken, negative Emotion/Gedanken ablehnen/vermeiden und die 90 sek. zwischen den Spielen (oder 120 sek. zwischen den sätzen – Satzpause) sinnvoll nutzen.
Phase / Zeit | Gedanken/Selbstgespräche /Emotionen | Aktionen |
Reaktions-phase (Akzeptieren) Dauer: ca. 1/4 der Zeit |
| bestimmte Rituale einsetzen:
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Analyse-phase Dauer: ca. 1/2 der Zeit |
| Rituale einsetzen um den Fokuss/Konzentration zu halten (individuell ausgeprägt) z.B.:
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Mobilisations-phase Dauer: ca. 1/4 der Zeit | Visualisieren wie das Match weiterhin verlaufen wird (Game Plan). Welche Schläge benötige ich um den (neuen?) Plan einzusetzen. |
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in die Mobilisationsphase der Pausengestalltung zwischen den Punkten gehen
(siehe Pausengestalltung zwischen den Punkten).
Stressregulation durch Atmung
Allgemein
Unsere Atmung ist das Fenster zu unseren Emotionen. Wenn sich unsere Gefühlslage verändert, schwankt auch unser Atemrhythmus. Im Zustand der Entspannung atmen wir viel ruhiger und tiefer als im Zustand großer Nervosität. Daher gilt: Wenn du lernen würdest, deine Atmung zu kontrollieren, könntest Du die Art und Weise beeinflussen, wie du dich fühlst.
In engen Situationen ist es wichtig, entspannt zu bleiben, zuversichtlich zu sein und Spaß zu haben, damit deine Leistung von positiven Gefühlen angetrieben wird. Der Schlüssel zu emotionaler Kontrolle liegt in der Kontrolle der Atmung.
Während des Ballwechsels
Richtige Atmung während des Ballwechsels ist wichtig. Wenn Spieler die Luft während des Ballwechsels anhalten, wird der Körper nicht rechtzeitig mit Sauerstoff versorgt und dadurch die Leistung beeinträchtigt.
Am besten vor dem Schlag – Einatmen, nach dem Schlag – Ausatmen.
Stöhnen, auch lautes Stöhnen hat den Vorteil, dass man guten Schlagrhytmus finden kann. Allerdings ist zu beachten, dass Grunzen nicht ausatmen ist und die Lautstärke während des Spiels auch zum Nachteil des Spielers sich entwickeln könnte.
Zwischen den Ballwechseln – Aktivierungsregulation über die Atmung
Wenn der Spieler z.B. zu Nervösität neigt, besteht eine Möglichkeit diese über die Atmung abzubauen. Im Gegenzug ist es ebenfalls möglich seinen Körper auf Touren zu bringen, indem eine gewisse Atemtechnik angewendet wird.
Zum Aktivieren des Körpers eignet sich folgende Vorgehensweise, die mehrmals hintereinander durchgeführt werden sollte:
- Schnell durch die Nase einatmen
- Luft durch die Nase wieder auspressen
Zum Entspannen sollte man langsamer vorgehen, aber auch diese Übung mehrmals hintereinander durchführen:
- Tief durch die Nase einatmen (evtl. bis vier zählen) – Bauchatmung: so dass der Bauch mit Luft gefüllt wird
- Langsam durch den Mund ausatmen (evtl. bis sechs zählen)
Autogenes Training
Autogenes Training ist ein Entspannungsverfahren das mit Hilfe der Atemtechniken verschiedene stressbedingete Beschwerden mindert oder sogar beseitigt.
Die bewusste Konzentration auf den eigenen Körper führt beim Autogenen Training über eine intensive Körperwahrnehmung zu tiefer innerer Entspannung, Ruhe und Ausgeglichenheit.
Für Tennisspieler: am besten nach dem Training oder nach einem stressvollen Match durchzuführen.
Rituale
Rituale sind regelmäßig durchgeführte, klare, genau abgestimmte Vorgehensweisen der Spieler bei der Pausengestalltung zwischen den Punkten, beim Seitenwechsel und/oder vor dem Spiel. (Disziplin, Körpersprache, Zuversicht)
Rituale sind monotone Wiederholungen bestimmter Handlungen, die zur innere Ruhe, Selbstsicherheit, Selbstvertrauen und Sebstwerteinschätzungverhelfen. Der Umgang mit Nervosität und Angst wird somit erleichtert.
Rituale dienen als mentale Vorbereitung für die geistige Höchstleistung, als Hilfe zur Mobilisation der Kräfte und als Dominanzverhalten gegenüber dem Gegener. (Motivation, Wille, Durchsetzungsvermögen, Kampfbereitschaft)
Rituale verhinder unkontrollierte Handlungen und fördern die Konzentration auf das Wesentliche.
Viele Spieler haben z.B. die 1. Phase der Pausengestalltung noch nicht abgeschlossen – sie hadern immer noch mit sich selber rum, sind aber schon dabei den Ball zum Aufschlag hochzuwerfen. Durch Rituale wird dieses Fehlverhalten minimiert (positive Einstellung, Bewältigung negativer Emotionen).
einige Beispiele für Rituale der ATP/WTA Spielern:
- immer gleiche Laufwege hinter der Grundlinie gehen
- die Saiten auf dem Schläger richten oder zupfen an den Schlägerseiten
- die Asche aus den Schuhen klopfen
- an der Hose, am Hemd zupfen
- Berühren der Nase, das Streichen der Haare
- mit dem Handtuch den Schweiß abwischen
- genaue Anzahl des Auftippens des Balles vor dem Aufschalg
- Hin und her schaukeln vor dem Return
- Auftippen des Balles auf eine bestimmte Art und Weise
- vermeiden auf die Linien zu treten
- kleine Hüpfer vor dem Aufschlag
- auf dem Oberschenkel mit der Hand schlagen
- Zopf auf die Schulter auf eine bestimmte Seite legen
- Kappe richten, auch bei Regen
- auf der Stelle sprinten/trippeln
- trockene Schlagübungen ausführen
- Handtuch auf dem Kopf beim Seitenwechsel
Rituale von Rafael Nadal
Die Aufschlagvorbereitung von Nadal, die einem bestimmten Muster folgt: Er lässt sich stets drei Bälle geben, von denen er einen wieder weggibt und einen einsteckt. Den dritten Ball prallt er mit dem Schläger auf und zupft dabei an seiner Hose (was er pro Satz im Schnitt 80-mal tut), seiner linken Schulterseite, dann an seiner rechten Schulterseite. Es folgt das Berühren der Nase, das Streichen seiner Haare hinter das linke Ohr, wieder das Berühren der Nase und dann das Streichen seiner Haare hinter das rechte Ohr. Und dann kann es auch schon losgehen mit dem Aufschlag. Die Vorbereitung auf den Return ist zwar nicht ganz so exzessiv, hat es aber auch in sich: Shirt an der linken Seite zurechtzupfen, dann auf der rechten Seite zupfen, Nase berühren, Haare hinter das linke Ohr streichen, wieder Nase berühren und dann die Haare hinter das rechte Ohr streichen. Das ist aber noch nicht alles: Nadal verlangt nach fast jedem Punkt das Handtuch und verfolgt dabei stets das gleiche Prozedere. Mit einer runden Bewegung wird mit dem Handtuch die linke Hand und der linke Arm abgetrocknet, der Schlägergriff trocken gerieben, die Nase abgetrocknet, das linke Ohr abgetrocknet, die Nase noch mal abgetrocknet, das rechte Ohr abgetrocknet, die rechte Hand und der rechte Arm abgetrocknet. (Quelle: “Jedem sein Ritual – Die Macken und Tricks der Tennis-Stars” von Christian Albrecht Barschel, 2016 und “Die schrulligsten Rituale des Rafael Nadal” von Fanny Jiménez, 2014)
Tierische Mobilisationstechnik
Man muss klar zwischen Nervosität und Angst unterscheiden. Ein gewisses Maß an Nervosität ist normal, sogar hilfreich und notwendig, um im Match die richtige Spannung zu halten und die Bestleistung abzurufen. Wenn es sich allerdings um Angst handelt, dann sollte man etwas unternehmen, denn eine Verkrampfung könnte die Folge des Angstzustandes sein. Um keine Verkampfung zu zulassen und bestimmte Zustände zu erreichen, kann man sich in Tiere hineinversetzten. Stell dir dafür einen Tiger, einen Panther, einen Adler oder einen Krokodil vor. Sieh das Tier vor sich und schlüpfe in Gedanken in den Körper des Tieres hinein. Fühle das Tier und dessen Eigenschaften: Aggressivität, Schnelligkeit, Kraft, Mut, Entschlossenheit, Kampfbereitschaft, Wille, Körpersprache, Durchsetzungsvermögen und Konzentration.
Ein Tiger (oder ein Panther) kennt keine Angst, ist sehr agressiv, mutig und sehr schnell. Er zeigt kampfbereitschaft, wenn er auf der Jagd ist. In den Augen erkennt man volle Konzentration. Diese Eigenschaften sind notwendig vor allem für ein: offensives Grundlinienspiel.
Ein Adler (auf der Jagd) hat keine Angst, ist agressiv, sucht sich die Beute und stürtz sich mutig und entschlossen darauf, fliegt über den Platz. In den Augen erkennt man volle Konzentration. Diese Eigenschaften sind notwendig vor allem für ein: Allround-Spiel mit Netzspiel.
Ein Krokodil (oder ein Schäferhung) ist abwartend, sucht den bestmöglich Zeitpunkt zum Angriff oder Konter und zieht entschlossen und überaschend für den Gegner in den Kampf. Er zeigt auch keine Angst, wenn er zum Angriff übergeht. Er ist mutig und konzentriert. Diese Eigenschaften sind notwendig vor allem für ein: defensives Grundlinienspiel, Konterspiel.
Man kann die Methode der tierischen Mobilisationstechnik immer anwenden, wenn man Angst hat oder wenn eine entscheidene Phase bevorsteht – egal, ob vor oder während eines Matches. Man kann es so trainieren, dass man dafür nur wenige Sekunden braucht. Am besten die Übungen im Stehen und nicht im Sitzen durchzuführen, denn im Stehen man über ein besseres Körpergefühl verfügt.
Was ist jetzt WICHTIG?
In jeder Situation (alltäglich oder auf dem Tennisplatz) ist es sinnvoll die jeweilige Situation genauestens zu beurteilen, analysieren und einen Plan für den Erfolg in der Zukunft erarbeiten/verfeinern.
Manchmal ist es schwer einen kühlen Kopf zu bewahren, gerade wenn die Situation in der Du reingeraten bist hauptsächlich von äußeren Umständen bestimmt wurde. In solchen Fällen hilft dir eine Frage die du dir stellen kannst: „Was ist jetzt wichtig?”. Aber auch dann wenn alles wie geplant läuft, solltest du dir diese Frage immer wieder stellen. Stelle dir diese Frage und beatworte diese möglichst genau, somit wirst du deine Emotionen kontrolieren können und auf der Erfolgsspur bleiben.
Beispiele:
Abends vor dem Spieltag: „Was ist jetzt wichtig?”.
z.B.: Rechtzeitig schlafen gehen, Wecker stellen, so dass man 4 Stunden vor dem Spiel wach ist, Tasche packen, Schläger beseiten, Griffbänder vorbereiten, Getränke vorbereiten, Hallenschuhe einpacken, usw.).
Am Spieltag: „Was ist jetzt wichtig?”.
z.B.: Essen 3 Stunden vor dem Spiel einplanen, 1 Stunde vor dem Spiel was leichtes Essen, … sich zum Einspielen verabreden, mental auf das Spiel vorbereiten (Game Plan erstellen), usw.
Unmittelbar vor dem Spiel: „Was ist jetzt wichtig?”
Aufgewärmt sein, spielbereit sein, mental auf das Spiel fokussiert sein, beim Einspielen den Gegner beobachten, sich auf dem Gegner einstellen, ggf. den Spielplan ändern/verfeinern, eigenen Rhytmus suchen, usw.
Während des Spiels nach einem verlorenen Punkt: „Was ist jetzt wichtig?”.
z.B.: sich umdrehen, akzeptieren, Pausengestalltung einhalten, „Sicherheitsbox” suchen, Schläger in die linke Hand nehmen, richtig atmen, denken: den Plan für den nächsten Punkt überlegen, Konzentration auf die Spieleröffnung, tierische Mobilisationstechnik einsetzen, Selbstgespräche führen, Rituale einsetzen, usw.
Während des Spiels nach einem gewonnen Punkt: „Was ist jetzt wichtig?”.
z.B.: positive Emotionen zeigen, sich selbst loben, Konzetration aufrechterhalten, Pausengestalltung einhalten, „Sicherheitsbox” suchen, richtig atmen, denken: den Plan für den nächsten Punkt überlegen, Konzentration auf die Spieleröffnung, tierische Mobilisationstechnik einsetzen, Selbstgespräche führen, Rituale einsetzen, usw.
Beim Seitenwechsel: „Was ist jetzt wichtig?”.
z.B.: akzeptieren, entspannen, trinken, denken: den Plan für die nächsten Spiele überlegen, eigene Schwächen am Spieltag erkennen, evtl. den Spielplan ändern, Gegner analysieren, Mobilisationtechniken einsetzen, usw.
Stelle dir immer die Frage „Was ist jetzt wichtig?” und durch die Antwort wirst du dir selbst einen Plan vorgeben.
Kommunikation im Doppel
“Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude ist doppelte Freude.” Das ist der Grund wieso einige Spieler sich wohler beim Doppel fühlen. Der Druck wird nicht alleine getragen, sondern wird auf zwei Spieler verteilt. Viele Spieler können deswegen uneingeschränkter spielen. Voraussetzung ist allerdings eine gute Kommunikation mit dem Doppelpartner – eine menschliche Harmonie. Bei einer schlechten Kommunikation wird der Druck wieder steigen und eine Bestleistung unwahrscheinlicher. Die Kommunikation mit deinem Partner bestehet immer aus dem gesprochenen Wort und der Körpersprache.
Körpersprache, Mimik
Zuversicht, Durchsetzungsvermögen, Kampfbereitschaft austrahlen. Ein hängender Kopf oder hängende Schulter ist für den Doppelpartner oft schlimmer mit anzusehen als eine misslungene Kritik nach einem Fehler
Aufmerksamkeit
Aufmerksamkeit ist die höchste Form des Respekts, den du deinem Doppelpartner zollen kannst. Sei offen und ehrlich, schaue dabei in die Augen des Partners. Wende dich deinem Doppelpartner mit dem Körper zu, sobald er mit dir spricht, höre aufmerksam zu und drehe dich im Gespräch nicht weg
Gegenseitig helfen, sich umeinander kümmern
Für einander da sein während des Ballwechsels (z.B. ein Lob oder einen Stopball auf der Seite des Gegners erlaufen) und zwischen der Ballwechseln (z.B. Handtuch reichen, Gefühlslage erfragen, darauf eingehen.
Gegenseitiges Motivieren, gegenseitig „pushen”, abklatschen
Zwischen den Ballwechseln sich gegenseitig aufbauen und anfeuern. Egal ob der Partner einen leichten, unnötigen Fehler oder einen Winner gespielt hat, immer zum Partner gehen und ihn aufmuntern
Lob
Den Partner loben, Anerkennung zeigen. Unterschiedliche Formen wählen: „sehr gut”, „gut”, „bravo”, „super”, „sehr stark”, „Klasse”, „ideal”, „perfekt”,..
Absprachen vor dem Ballwechsel
Vor jedem Ballwechsel (Aufschlag oder Return) sollte besprochen werden was passieren wird. Lieber ein schlechter Plan als gar kein Plan. Absprachen sollten immer getroffen werden damit der Partner nicht von eigenem Mann überascht wird und sich rechtzeitig entsprechend positionieren kann.
Allgemeiner Plan für den Punkt: z.B. hohes Risiko, kontrollierte offensive, defensiv, Konterspiel, lange cross rally, auf dem schwächeren Spieler oder durch die Mitte agressiv, …
Ansagen vor dem Return: z.B. offensiv, defensiv, durch die Mitte, Slice, in die Füße, Lob, Longline-Schuß, 2. Aufschlag angreifen, …
Ansagen vor dem Aufschlag: Slice, Kick, Gerade, nach außen, auf dem Körper, durch die Mitte, Serve&Volley, auf der Grundlinie bleiben, …
Die Zurufe
Während des Ballwechsels zurufen („ICD”, „DU”, „LASS”, „HAB”,…), wenn ein Ball von beiden Spielpatnern zu erreichen ist.
Das Aussprechen unbequemer Wahrheiten
Vorwürfe sollten vermieden werden. Wenn Kritik ausgesprochen werden muss, dann ist hierbei die Die erfolgsversprechendste Kommunikationsmethode in einem Doppel: Lob – Verbesserung – Kritik – Vorschlag
Antizipation
Antizipation im Tennis ist die mentale Vorwegnahme des künftigen Bewegungsablaufes des Gegners, eine Vorausahnung des weiteren Spielverlaufs, eine Voraussberechnung des Ballfluges wobei die Handlungsabsichten des Gegners möglichst frühzeitig erkannt werden. Antizipation ist eines der entscheidenden Faktoren wodurch das Leistungsniveau des Spielers bestimmt wird. (Eine genaue Messung der Antizipation ist alerdings nicht möglich.)
Wer eine gute Antizipation hat, kann präzise den Ballflug einschätzen, frühzeitig den eigenen Treffpunkt berechnen, rechtzeitig für die Schlagbewegung vorbereitet sein und damit einen kontrollierten Schlag durchführen.
Folgende Punkte sind wichtig, um den Ballflug möglichst genau einzuschätzen:
- Spin (Slice, Topspin, gerade)
- Richtung des Balles (Longline oder cross)
- Schnelligkeit des Balles (langsam-schnell)
- Ballflugkurve (Hoch-tief, kurz-lang)
Um diese Punkte möglichst früh und exakt zu antizipieren muss man die Position und die Handlungen des Gegners genauestens beobachten:
- Was macht der Gegner?
- Wo befindet sich der Gegner? Welche Position?
- Wie steht er zum Ball? Welche Gewichtsverlagerung wird folgen?
- Welchen Griff spielt er?
- Wie holt er aus?
- Wo zeigt die Schulter vor dem Schlag? Kann er durchschwingen?
- In welche Richtung zeigt die Hüfte kurz vor dem Schlag?
Gegner beobachten => Handlungen des Gegners erschließen => Ballfugkurve bestimmen
Ausholbewegung des Gegners
große Schleife => schneller und langer Ball möglich und wahrscheinlich
keine Schleife => kurzer und langsamer Ball (evtl. Stopball) wahrscheinlich
Schläger weit unter dem Ball => hohe Ballflugkurve
Schläger gar nicht unter dem Ball => flache Ballflugkurve
Griffhaltungen des Gegners
Topspingriff => Vorwärtsdrall des Balles => Ball dreht sich vorwärts, springt höher ab
Slicegriff => Rückwärtsdrall des Balles => Ball dreht sich rückwärts, evtl. seitwärts, wird nach dem Auftitschen langsamer, springt flach ab
gerader Schlag => kein oder minimaler Spin des Balles, Absprung des Balles flach und schnell
Vorhandgriffe | Nachteil | Vorteil |
Western Griff, extremer Western Griff | tiefe Bälle, Angriffsbälle auf Slice | Sicherheitsschlag, Topspin, Rotation erleichtert |
Kontinentalgriff | Sicherheit (hoch über das Netz), Topspin | gerader Schlag, Treffpunkt |
Semi-Western Griff | – | in alle Topspinschlag- Situationen einsetzbar |
Rüchandgriffe | Nachteil | Vorteil |
einhändige Rückhand | hohe Bälle, viel Training und Geduld damit Kontrolle und Sicherheit erlangt wird | Reichweite, Bewegungsamplitude, Beschleunigungsweg, Angriffsbälle, ökonomischer Energieverbrauch |
beidhändige Rückhand | weniger Reichweite und Bewegungsamplitude | Sicherheit, Kontrolle, Topspin, Kraft – Einsatz beider Hände, einfacher zu lernen, |
beidhändige Rückhand (li.Hand- Semi-Western Griff, re.Hand- Kontinentalgriff) | tiefe Bälle, Angriffsschläge, Absenken des Schlägerkopfes erschwert | kein Zeitverlust beim Return beim Umgreifen, hohe Bälle, Return auf Kick-Aufschlag |
Stellung zum Ball des Gegners
geschlossene Stellung und der Ball wird spät getroffen => schneller “Longline”-Schlag wahrscheinlich
geschlossene Stellung aus einer defensiven Lage, Schrittstellung parallel zur Grundlinie und vorderer Fuß zeigt nach außen => “Longline”-Schlag wahrscheinlich
halb-offene Stellung, Treffpunkt nah am Körper => “cross”-Schlag wahrscheinlich
offene Stellung auf einem hoher Topspin weit hinter der Grundlinie => hoher Topspin“cross” wahrscheinlich
auf kurzem Ball, VH-Schlag (Western-Griff) aus dem Laufen, Treffpunkt genau vor dem Körper => VH-cross
Gegner nimmt den Mittelgriff für Slice in einer defensiven Lage => hoher halb-Lob durch die Mitte wahrscheinlich => Vorrücken
Schulter/Schulterachse/Hüfte
die Schulterachse zeigt vor dem Schlag vorwiegend in die Schlagrichtung
die Hüfte zeigt vor dem Schlag vorwiegend in die Schlagrichtung, bei Rückhand deutlicher als bei Vorhand, bei Vorhand-offener Stellung wird die Rotation früh eingeleitet
Schlägerfläche im Treffpunkt
Schlägerfläche zeigt nach oben (beim Topspin Schlag) => defensiver Schlag, hoher langsamer Ball
letzer Anhaltspunkt wohin und wie der Ball fliegen wird
Ballwurf beim Aufschläger
nach links (aus der Sicht des Returnspielers) und Schulterachse stark gedreht, Rücken ist deutlich zu sehen => Slice-Aufschlag, wahrscheinlich nach Außen oder auf dem Körper (auf der Einstandsseite) und durch die Mitte oder auf dem Körper (auf der Vorteilsseite),
hinter dem Kopf nach rechts (aus der Sicht des Returnspielers) => Kick-Aufschlag, wahrscheinlich nach Außen auf die Rückhand (auf der Vorteilsseite) und durch die Mitte auf die Rückhand (auf der Einstandsseite),
nach vorne, weit im Feld, weniger Oberkörperdrehung, Rücken minimal oder nicht zu sehen => gerader schneller Aufschlag, öffters durch die Mitte wo das Netz tiefer ist.